Ein Hund zieht ein…

· aus einer Pflegestelle in Deutschland
· aus dem Ausland
· der Start
· weitere Tiere im Haushalt
· füttern
· das Futter
· Kinder im Haushalt
· das erste Mal Gassi gehen/Stubenreinheit
· sportliche Betätigung in den ersten Tagen
· die ersten Nächte
· das Alleine bleiben
· Hundesteuer und Versicherung
· Probleme

Aus einer Pflegestelle in Deutschland    

Unsere Pflegestellen bemühen sich in der kurzen Zeit in der, der Hund in der Familie lebt, ihre Schützlinge auf alles was sie in ihrem neuen Leben erwarten könnte vorzubereiten. Das ist mit viel Liebe und Zeit für diese Hunde verbunden. Meist gelingt uns das aber dennoch werden Sie gerade am Anfang sehr viel Zeit und Geduld haben müssen. Wenn man bedenkt, dass die meisten Hunde ängstlich hier ankommen, oft zum ersten Mal im Leben an der Leine laufen oder ein Haus betreten.

Sie lernen ein Familienleben, Kinder, Sozialverhalten, Alltagsgeräusche, Straßenverkehr, Gassi gehen, stubenrein zu sein, alleine bleiben, Auto fahren und vieles mehr kennen. Eben ein neues Leben….

Aus dem Ausland

Ihr Hund hat entweder eine weite und anstrengende Autofahrt oder eine nicht weniger anstrengende Flugreise hinter sich. Er ist müde, verunsichert und braucht jetzt erst einmal Ruhe um „anzukommen“. Eben war er noch in seinem gewohnten Rudel in einer Auffangstation in Spanien oder Griechenland und nun kommt er in Deutschland an. Auch für ihn beginnt jetzt sein neues Leben.

Wir möchten Ihnen gerne helfen, eventuelle Anfangsschwierigkeiten zu meistern und Ihrem neuen Familienmitglied den Start zu erleichtern. Keiner ist perfekt, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig gefragt. Es gibt für fast alles eine schnelle Lösung.

 Wenn Ihr neuer Hund einzieht ist er zuerst etwas schüchtern und zurückhaltend, denn er weiß ja nicht was auf ihn zukommt. Er ist in einer fremden Umgebung, lassen Sie ihm Zeit sich umzuschauen. Zeigen sie ihm seinen möglichen Schlafplatz und wo er  essen und trinken darf.

Bedenken Sie, dass Sie zwar einen Tierschutzhund haben, der auch bestimmt schon viel Schlimmes erlebt hat, aber machen Sie bitte nicht den Fehler zu sagen: „Och der arme Hund“ und erlauben ihm alles. Im Gegenteil, nutzen Sie die Zurückhaltung um klare Regeln festzulegen. Setzen Sie diese ruhig und mit Geduld durch. Er braucht Zeit, um zu verstehen was er darf und was nicht.

Ihr neues Familienmitglied lernt schneller als Sie denken und es ist leichter ihm von Anfang an klare Regeln beizubringen als sie ihm im nach hinein wieder mühsam abzugewöhnen. Das spart Nerven und Sie werden länger Freude an Ihren neuen Schuhe oder dem neuen Sofa haben

Ein Hund lebt normalerweise in einem Rudel, auch da gibt es einen Chef, der sagt wo´s langgeht, der das Futter besorgt, aufpasst und sein Rudel leitet, diese Position übernehmen Sie jetzt. Sie sind der Rudelführer. Das gibt ihrem Hund Halt und Sicherheit und steigert das Vertrauen in seine neue Familie. Es ist wichtig, damit er lernt, keine Angst mehr haben zu müssen. Für ihn ist es sehr wichtig zu wissen, wo sein Platz im Rudel ist.

Weitere Tiere im Haushalt: ( bei Direktaufnahme aus dem Ausland)

Falls es in Ihrem Haushalt noch weitere Haustiere gibt, halten Sie diese noch fern bis sich Ihr Neuankömmling alles in Ruhe angesehen hat. Falls die Tageszeit es zulässt, führen sie vorhandene Hunde und den Neuzugang, draußen auf neutralem Gebiet zusammen und gehen Sie ein paar Schritte. Sollte es zu spät sein oder schon dunkel, lassen Sie den vorhandenen Hund dazu bzw. wenn Sie mehrere Hunde haben, geben Sie einen nach dem anderen die Gelegenheit den neuen Freund zu beschnuppern und umgekehrt.

Füttern

Stellen Sie die Futterschüsseln an einem Ort, auf an dem kein Durchgangsverkehr herrscht. Wenn jemand vorbei läuft und Ihren Hund vieleicht anrempelt, könnte er denken Sie wollen ihm das Futter streitig machen. Gut bewährt haben sich Küche oder Flur, weil man dort meistens auch besser wischen kann.

In der Anfangszeit ist es ratsam Ihr neues Familienmitglied getrennt von eventuell bereits vorhandenen Hunden zu füttern. Dies beugt Futterneid und unnötigen Rangeleien vor.

Das Futter

Füttern Sie in den ersten Tagen erst mal „nur“ Trockenfutter, wenn Sie Ihren Hund direkt aufgenommen haben oder das Futter, das die Pflegestelle bisher gefüttert hat.

Das hat folgende Gründe:
Die meisten Tierschutzhunde, die zu uns kommen, kennen Hundefutter gar nicht. Sie haben sich bisher von Müll, Abfall und dem was die Touristen ihnen gegeben haben, ernährt. Und auch in den Tagen, die sie bis zu ihrer Reise in einer Pension im Ausland verbracht haben, haben Sie nichts anderes als Trockenfutter bekommen. Die Hunde müssen sich nun erst langsam an normales Futter gewöhnen. Dosenfutter löst meistens Durchfall aus, das wollen wir vermeiden.

Auch Trockenfutterwechsel, das heißt, wenn Sie heute dieses und morgen jenes Trockenfutter füttern, kann Durchfall auslösen. Futter sollte immer langsam gewechselt werden.

Auch wenn Ihr Hund in einer Pflegestelle die Möglichkeit hatte sich an normales Hundefutter zu gewöhnen, muss er sich, wenn Sie ihm gerne ein anderes Futter geben möchten, erst einmal langsam umgewöhnen. Mischen Sie unter das bisherige Futter ein wenig neues Futter und erhöhen Sie die Menge über ein paar Tage hinweg.

Ein bis zweimal pro Woche können Sie ein rohes Eigelb (bitte kein rohes Eiweiß) oder ein ganzes gekochtes Ei unter das Futter mischen. Dann können Sie ab und zu Natur Joghurt oder Hüttenkäse unter das Futter mischen, das mögen die meisten Hunde gerne und es ist gut für die Darmflora.

Sie sehen, man kann Hundefutter abwechslungsreich, günstig und gleichzeitig gesund gestalten. Füttern Sie Ihren Freund zweimal am Tag morgens und abends. Das Wasser sollte stets frisch sein und immer zur Verfügungen stehen.

Kinder im Haushalt

Wenn Sie Kinder im Haushalt haben, stellen Sie Ihrem Hund an manchen Tagen kein Trockenfutter hin, sondern lassen Sie es Ihren Hund aus der Hand Ihres Kindes fressen, das sagt Ihrem Hund, dass das Kind in der Rudelstellung über ihm steht.

Achten Sie darauf, dass Ihr Hund stets eine Rückzugsmöglichkeit und einen Ruheplatz hat, der auch für die Kinder tabu ist. Vermitteln Sie Ihren Kindern wie man liebe- und respektvoll mit Haustieren umgeht.

Das erste Mal Gassi gehen / Stubenreinheit

Suchen Sie sich eine Wiese in Ihrer Nähe, die Sie auch, wenn`s mal eilig ist, schnell erreichen oder wenn vorhanden, gehen Sie mit ihm angeleint in den Garten. Sollte der Hund nicht Pipi machen, bleiben Sie ruhig mal einen Moment stehen. Wenn er auch dann nicht macht, suchen Sie die Wiese/den Garten nach kurzer Zeit erneut auf. Machen Sie sich aber keine Sorgen, wenn er sich auch nach ein paar Stunden noch nicht „erleichtert“ hat, manchmal dauert es eine ganze Weile bis er sich sicherfühlt und sich traut. Benutzen Sie ruhig eine längere Leine und ermöglichen Sie ihm so ein wenig Abstand zu halten.

Wenn er einmal an einer Stelle Pipi gemacht hat, tut er es immer wieder, da er riecht, dass er schon da war. Loben sie Ihren Hund, sagen Sie mit ruhiger Stimme z.B. „Fein gemacht“.

Wir standen schon mit so manchem Tierschutzhund lange auf einer Wiese rum bis er verstanden hat was wir von ihm wollen, denn ein reiner Zwingerhund oder Kettenhund kennt Gassi gehen ja nicht.

Schimpfen Sie nicht, wenn das erste Geschäft ins Haus ging und machen Sie es kommentarlos weg. Er beobachtet, lernt und wird sich anpassen. Regelmäßigkeiten haben hier eine große Bedeutung und er wird schnell lernen, sein Geschäft nur noch draußen zu verrichten. Was er jetzt braucht ist Ihre Zeit und Geduld.

Bitte achten Sie stets darauf, dass der Hund ausreichend gesichert ist. Halsband oder Geschirr müssen gut und eng genug sitzen. Ängstliche Hunde sichert man am Anfang am besten mit Halsband und Geschirr. Bitte benutzen Sie hier keine Flexileine. Wenn Ihnen diese aus der Hand gleiten sollte, poltert der Griff hinter dem Hund her und „verfolgt“ ihn. Der Hund wird versuchen vor diesem Geräusch wegzulaufen und Sie nehmen sich jede Chance, an ihn heranzukommen. Benutzen Sie in den ersten Tagen lieber eine längere normale Leine und später eine Schleppleine, die Sie anfangs natürlich in der Hand halten und nach ein paar Wochen Eingewöhnung dann über den Boden schleifen lassen können.

Gehen Sie am Anfang möglichst immer die gleichen Wege, langsam kennt er sich aus und fühlt sich von Tag zu Tag sicherer.

 Sportliche Betätigung in den ersten Tagen

Geben Sie Ihrem Hund in der ersten Zeit eine Schonfrist und überfordern Sie ihn nicht. Wenn Sie Ihren Hund überfordern kann es zu gesundheitlichen Problemen wie z.B. Lahmheit, Nervenentzündung in den Beinen /Zerrungen kommen. Das ist übrigens nicht nur bei Tierschutzhunden der Fall. Sie merken mit der Zeit selbst, was ihm gut tut und was nicht.

Die ersten Nächte

Die meisten Tierschutzhunde sind hier unkompliziert, aber es gibt auch die Sorte Hund die plötzlich Angst hat, schon wieder allein zu sein. Gut bewährt hat sich der Schlafplatz vor oder neben dem Bett, so ist der Hund in der Nähe von Herrchen oder Frauchen und fühlt sich geborgen.

 Das Alleine bleiben

Regelmäßigkeit hat für den Hund große Bedeutung. Also sollte man ihn von Anfang an gleich an den normalen Alltag gewöhnen. Wenn Sie sich vielleicht für die erste Zeit Urlaub genommen haben, so gestalten Sie Ihren Tag trotzdem so wie Sie es sonst tun würden. Verlassen Sie das Haus ruhig erst mal kurz für 10-15 Minuten, dann steigern Sie dies langsam. So lernt Ihr Hund schnell, dass er sich auf Sie verlassen kann und Sie immer wieder nach Hause kommen. Gehen Sie genauso regelmäßig mit ihm spazieren und gewöhnen Sie ihn so an seine Gassizeiten, am Anfang etwas häufiger, dann in regelmäßigen größeren Abständen. So lernt er sein Geschäft draußen zu machen und weiß, wann es Zeit ist für seinen Spaziergang.

Natürlich gibt es auch Hunde, die am Anfang große Verlustängste haben und ein wenig länger brauchen bis Sie das Alleinsein gelernt haben. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Wenn Sie unsicher sind, suchen Sie ruhig auch Rat bei einem Hundetrainer. Es gibt für jedes Problem eine Lösung durch individuelles Training.

Hundesteuer und Versicherung

Wir empfehlen Ihnen eine Hundehaftpflichtversicherung abzuschließen. Bitte lassen Sie Ihren Hund während der ersten 3-4 Wochen nicht von der Leine, bis Sie sicher sein können, dass er ausreichend Zeit hatte Sie kennen zu lernen und auch auf Ihren Ruf zu Ihnen zurück kommt. Melden Sie Ihren Hund bitte bei Ihrer Gemeinde an, die Kosten für die Hundesteuer variieren von Gemeinde zu Gemeinde. Fragen Sie nach einer eventuellen Ermäßigung für Hunde aus dem Tierschutz, viele Gemeinden unterstützen dies mittlerweile.

Probleme

Für den Fall, dass sich Probleme anbahnen, lassen Sie sie bitte nicht erst eskalieren. Wenden Sie sich an uns. Für manche Probleme findet sich schnell ein Rat und eine Lösung, manchmal ist es auch notwendig eine Hundeschule oder einen Hundetrainer aufzusuchen. Meist handelt es sich um Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Hund und Mensch und mit dem richtigen Verhalten lassen sich anfängliche Probleme schnell in den Griff bekommen. Das wichtigste ist jedoch auch, dass Sie Ihrem Hund Zeit geben. Geben Sie nicht gleich auf, wenn nicht alles so klappt wie Sie es sich wünschen würden. Es lohnt sich und Sie werden mit der Zeit und nach einer gewissen Eingewöhnungsphase ein gutes Team sein und einen Freund fürs Leben haben. Und bitte denken Sie immer daran: Wir sind auch nach der Vermittlung bei Fragen und Problemen jederzeit gerne für Sie da.

Und wenn dann der Alltag bei Ihnen eingekehrt ist, dann würden wir uns über Fotos und kleine Geschichten von Ihnen und Ihrem neuen Familienmitglied freuen.

Wir alle arbeiten ehrenamtlich und gewinnen unsere Kraft und Motivation u.a. aus den Feedbacks, die wir bekommen. Viele der Hunde begleiten wir über Jahre hinweg und das Schicksal jedes einzelnen liegt uns sehr am Herzen.

Ihr Team vom Tierschutzverein Hunde in Not Rhein-Main e.V.

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